Wie lernen die Kinder den Wert von Geld

Nicole Bianga
5 Min. Lesezeit

Haben Sie mit Ihren Kindern bereits über Geld gesprochen? Kindern ein finanzielles Bewusstsein zu vermitteln, kann doch einfacher sein als gedacht!

Veröffentlicht am 29. Juli 2021

Süßer kleiner Junge und sein Vater ziehen sich Anzug und Krawatte an.

Meine erste Begegnung mit dem lieben Geld erfolgte recht früh in meinem Leben. In meiner Familie gab es einen (katholischen) Brauch: Sobald das Kind ein Jahr alt wird, durchläuft es einen Test, der bestimmen soll, was die Zukunft für den Nachwuchs bereithält. Auf einem Tisch werden verschiedene Gegenstände platziert, die symbolisch für die Zukunft stehen. Ein Buch repräsentiert eine wissenschaftliche Laufbahn, ein Schraubenzieher handwerkliches Interesse, ein Glas steht für ein eher ausschweifendes Leben im Rampenlicht, ein Rosenkranz für eine religiöse Zukunft und ein Geldschein für Reichtum. Je nachdem, was das Kind zuerst greift, soll voraussagen, was aus dem/der Kleinen wird. Ich griff zum Geldschein.

Diese Vorhersage sollte sich als richtig erweisen. Auch wenn mein Kontostand mich (noch) nicht als reich klassifiziert: Der Umgang mit Geld ist mir nie schwergefallen. In meinem Umfeld beobachtete ich allerdings, insbesondere während meiner Studienjahre, dass Bekannte und Freunde ein sehr ambivalentes Verhältnis zu Geld hatten. Ein Kommilitone beschwerte sich einmal bei mir, dass er von seiner Mutter „nur“ 800 Euro im Monat erhalte und das nicht ausreichend sei. Andere kamen mit deutlich weniger zurecht und bauten sich nebenbei ein finanzielles Polster auf. Das brachte mich zu der Frage: Wie kann man bereits Kindern den – sparsamen – Umgang mit Geld beibringen?  

Da ich selbst nur über wenig Erfahrungen in Sachen Kindererziehung verfüge, waren meine erste Anlaufstelle Kolleg*innen und Freund*innen, die bereits Eltern geworden sind. Ich wollte wissen: Redet Ihr mit Euren Kindern über Geld? Die Antworten hielten erste Tipps bereit:

Christian: Was kann ich mir von zehn Euro im Supermarkt leisten?

„Taschengeld bekommt unsere Tochter noch nicht. Das geht erst dieses Jahr nach der Einschulung los. Geld, das sie geschenkt bekommt, landet meistens direkt in der Spardose. Aber ab und zu bekommt sie Geld von Oma geschenkt. Von den zehn Euro darf sie sich im Supermarkt dann selbst etwas aussuchen. Ich unterstütze, indem ich sage, dass das Geld ausreicht oder sie noch etwas überhat. So bekommt sie ein Gefühl dafür, was man sich von zehn Euro leisten kann. Sie freut sich dann auch sehr, wenn sie an der Kasse selbst zahlen darf, nimmt das Rückgeld entgegen und bewahrt die Quittung sorgfältig in ihrem Portemonnaie auf. Später wird die Quittung dann beim Spielen verwendet.“

Petra: Was ist Geld eigentlich wert?

„Ja, wir sprechen mit unserer Tochter über Geld. Was kostet etwas und ist es das wert? Wenn sie  also fragt: Warum kaufst Du es nicht, obwohl es Dir gefällt? Dann antworte ich: Weil ich es zu teuer finde und es mir das Geld nicht wert ist. Wir versuchen, darauf einzuwirken, dass sie nicht jedes Spielzeug, das Freunde haben, auch braucht – sondern sie es sich ausleihen kann. Was auch in die andere Richtung funktioniert. Gerade in der Corona-Zeit haben wir im Freundeskreis viele Spielsachen und Bücher durchgetauscht. Außerdem hat sie ein Sachbuch aus der Reihe „Wieso? Weshalb? Warum?“ zum Thema Geld und fängt an, zu verstehen, dass fünf Euro mehr wert sind als fünf Cent.“

Julia: Wo muss ich beim Thema Geld auch aufpassen?

„Das Thema Geld ist ab der ersten Klasse Bestandteil im Mathematikunterricht. Unser Sohn hat aber bereits in der Vorschule ein kleines Taschengeld bekommen, damit er lernt, Geld zu besitzen, zu sparen und auch für bestimmte Wünsche auszugeben. Und wenn es weg ist, ist es eben weg. Wenn er beispielsweise ein bestimmtes Eis oder Spielzeug wollte und wir ihm das nicht kaufen wollten, hat er das von seinem Taschengeld bezahlt. Er war auch schon früh allein beim Bäcker und hat dort bezahlt und so den Umgang mit Verantwortung und Geld im Alltag gelernt. So hat er seine ganz eigene Taktik entwickelt: Ich möchte erstmal die doppelte Menge an Geld sparen, damit ich – nachdem ich es gekauft habe – noch Geld übrighabe.

Wo mein Mann und ich sehr aufpassen, ist bei allem, was virtuell abläuft. Es gibt zum Beispiel viele Spiele-Apps, die darauf ausgerichtet sind, dass Kinder sich etwas erkaufen. Unser Sohn hat mal ein Jump’n’Run-Spiel auf unserem Tablet gespielt und fragte dann, ob er jetzt seiner Spielfigur eine Zusatzfähigkeit bezahlen könne, sonst käme er nicht ins nächste Level. Das Geld habe er ja. Auf sowas achten wir seitdem sehr und möchten es natürlich auch für die Zukunft verhindern.“

Was ich aus den Gesprächen gelernt habe: Geld ist schon für die ganz Kleinen ein Thema und hat auch eine faszinierende Komponente. Das Gute daran? Sparen ist erlernbar.

Mit kleinen Ritualen wird Sparen für Kinder zur Selbstverständlichkeit

 

Hat das Kind ein Sparschwein im Kinderzimmer können die Eltern mit der Tochter oder dem Sohn als eine Art Ritual z.B. monatlich oder wöchentlich das übrig gebliebene Taschengeld einwerfen. Die Eltern können dazu noch ein paar Zinsen draufzahlen: Für den eingezahlten Euro gibt es von Mama oder Papa 10 oder auch 50 Cent oben drauf. Mit den Extra-Zinsen lernt das Kind zusätzlich, dass Sparen sich durchaus lohnen kann.

Wichtig dabei ist, dass das Kind das Geld auch irgendwann ausgeben kann – und dabei gleichzeitig lernt, wofür sich das überhaupt lohnt. Die Freude über ein Eis verfliegt eventuell schneller als der Spaß mit dem neuen Fußball. Wer hier zusätzlich unterstützen will, kann mit dem Kind eine Wunschliste erstellen. Ist der Wunsch nach beispielsweise 30 Tagen noch vorhanden, wird das Sparschwein dafür geleert.

Wert von Geld spielerisch erlernen

Kinder brauchen einen realistischen Bezug, was Geld eigentlich wert ist. Das kann man Kindern beibringen, indem man sie kleine Einkäufe im Supermarkt oder beim Bäcker selbst erledigen oder sie Preise einfach mal schätzen lässt. Was kostet wohl das Kuscheltier, was kostet das Handy und was kostet eigentlich das Auto? Und wie lange müssen Mama und Papa eigentlich arbeiten, um sich das leisten zu können? Oder wie lange müsste der Nachwuchs das Taschengeld beiseitelegen, um das selbst zu kaufen? Letzteres sollte natürlich nicht zu Frustgefühlen führen, wenn das Taschengeld zwei Euro im Monat beträgt.

Geld ist nicht alles

Eine sehr schöne Botschaft, die eine meiner Arbeitskolleginnen ihrer Tochter vermittelt: Wenn Spielzeuge irgendwann nicht mehr gebraucht werden, können sie gespendet werden, um anderen Kindern eine Freude zu bereiten. Oder auch auf dem Flohmarkt verkauft werden, um den Erlös auf das Sparkonto einzuzahlen.

Besagte Kollegin erzählte zudem, dass sie mit ihrer Tochter und dem ersten Taschengeld von 1,50 Euro im Gepäck auf dem Weg in die Stadt für eine Wunsch-Besorgung war, als sie an einem Obdachlosen vorbeiliefen. Mit den Worten: „Mama, der Mann hat weniger als ich und braucht es nötiger“ verschenkte die 6-jährige Tochter ihr gesamtes Taschengeld. Solche Momente sorgen nicht nur für wässrige Augen und schöne Anekdoten, sondern versprechen auch eine Zukunft, bei der nicht nur Besitz und Kapital das Handeln bestimmen.

Eine Sparstrategie entwickeln

Ein weiterer Tipp, auf den ich gestoßen bin, soll Kindern das strategische Sparen vermitteln. So können beispielsweise zwei verschiedene Sparschweine aufgestellt werden. Erhält das Kind ein Geldgeschenk kann die Summe prozentual aufgeteilt werden. Ein kleinerer Teil geht in das Konsumschwein für kurzfristige Ausgaben wie das Eis oder die Pokémon-Go-Karten, ein größerer Teil geht in das Zukunftsschwein für den Traum vom eigenen Pferd oder – wie die Tochter einer Kollegin plant – für das eigene Haus, in dem alle obdachlosen Hunde der Welt aufgenommen werden sollen.

Fazit

Der Umgang mit Geld ist noch kein fester Bestandteil des Schulsystems. Damit Kinder schon früh lernen, was Geld eigentlich wert ist, bewusst damit umgehen und Zusammenhänge erkennen, sind die Eltern gefragt. So können Sie schon bei den ganz Kleinen den Grundstein für einen nachhaltigen Vermögensaufbau und die finanzielle Unabhängigkeit des Nachwuchses legen. Und auch Eltern können von den Kleinen noch etwas lernen wie beispielsweise, dass man mehr sparen sollte als man für eine bestimmte Anschaffung benötigt und von dem, was man überhat, auch etwas weitergeben kann.

Wer den Vermögensaufbau seiner Kinder beschleunigen will, kann zusätzlich ein Kinder-Depot eröffnen, indem im Rahmen eines Fondssparplans Monat für Monat das Startkapital für die Tochter oder den Sohn angespart wird. Im Optimalfall ist das finanzielle Bewusstsein der Kinder dann bis zum 18. Lebensjahr soweit geschärft, dass sie mit dem Geld verantwortungsvoll umgehen können.

Über die Autorin

Online Marketing Managerin
Nicole Bianga

Als Redaktionsmitglied eines Aktien-Informationsportals wurde Nicole Bianga in ihrer Studienzeit schnell klar, dass Investment gar nicht so kompliziert ist, wenn man die Grundlagen kennt. Heute ist sie im Marketing der SIGNAL IDUNA Asset Management als Spezialistin für alle Online-Themen im Investment-Bereich tätig. Ihr Ziel für den Blog: Investieren einfach zu gestalten und zwar für Jedermann. 

Nicole Bianga