„Best Ager“ oder auch „Happy Ager“ haben sich als Bezeichnungen für all jene etabliert, die sich „in der zweiten Lebenshälfte“ befinden, heißt, ab einem Alter zwischen 50 und 55 Jahren. Mit Blick auf die Rentensituation aber stellt sich manchen Menschen die berechtigte Frage, wie sehr sie die vermeintlich gute Zeit wirklich auskosten können. Die Fakten sprechen für sich: In der Regel reicht die gesetzliche Rente nicht aus, um den gewohnten Lebensstandard halten zu können.
So viel vorweg: Mit 50+ ist man heute weder alt noch zu alt, um an der finanziellen Absicherung für den Ruhestand zu schrauben. Je nach Alter und Renteneintritt haben Sie überschlagen noch 10 bis 15 Jahre Zeit, Vermögen aufzubauen und so Ihre Rente aufzubessern. Dennoch sollten Sie so langsam die Zügel in die Hand nehmen, wenn Sie bislang nur wenig für Ihre private Altersvorsorge getan haben.
Wie lange müssen Sie noch arbeiten?
Das Renteneintrittsalter ist vom Gesetzgeber vorgegeben, unter Umständen aber können Sie Ihre Rente auch vor oder nach dem vorgesehenen Zeitpunkt beantragen. Dabei spielen meistens Faktoren wie die bereits erworbenen Rentenansprüche, der Gesundheitszustand sowie die private und berufliche Situation eine Rolle. Wichtig zu wissen: Wenn Sie früher in Rente gehen möchten, müssen Sie Abschläge in Kauf nehmen.
Die Altersgrenze für die abschlagsfreie Regelaltersrente wird bis 2031 schrittweise auf 67 Jahre angehoben – einige Altersrenten sind davon ausgenommen, zum Beispiel für Menschen, die mindestens 45 Jahre versichert waren, für Menschen mit schwerer Behinderung sowie unter Tage beschäftigte Bergleute. Für alle vor dem 1. Januar 1947 geborene Versicherte gilt die Vollendung des 65. Lebensjahres als Regelaltersgrenze; bei Versicherten, die zwischen 1947 und 1963 geboren wurden, liegt die Grenze zwischen 65 und 67 Jahren. Versicherte der Geburtsjahrgänge ab 1964 erreichen die Regelaltersgrenze mit Vollendung des 67. Lebensjahres.*
*Deutsche Rentenversicherung
Bestandsaufnahme und Hochrechnung
Wie viel Geld würden Sie aktuell durch die gesetzliche Rente bekommen? Die Summe können Sie der Ihnen jährlich zukommenden Renteninformation entnehmen. Die Hochrechnung, auch unter Einbezug einer betrieblichen oder privaten Altersvorsorge, bietet einen ersten Anhaltspunkt; der ausgewiesene Betrag stellt die Brutto-Rente dar, sprich, ohne Abzüge etwa für Einkommensteuer und Krankenversicherung.
Wie viel Geld brauchen Sie im Ruhestand? Schätzen Sie grob die anfallenden Lebenshaltungskosten. Das sind sämtliche Kosten rund ums Wohnen – gegebenenfalls inklusive eines späteren Umzugs in ein altersgerechteres Zuhause, Lebensmittel, Versicherungen, Mobilität und Freizeitaktivitäten, zu denen Sie auch geplante Reisen zählen sollten. Und natürlich Gesundheitskosten, die mit zunehmendem Alter stark ansteigen können. Manche Ausgaben wie etwa Ihre Beiträge in die Rentenkasse wiederum werden wegfallen. Bedenken Sie dabei aber, dass mit steigenden Preisen die Kaufkraft beeinträchtigt wird.
Berücksichtigen Sie bei Ihrer Hochrechnung auch voraussichtliche Einkommensquellen neben den Renten, etwa Ersparnisse und Investitionen. Wichtig: Schulden sollten möglichst noch vor dem Ruhestand abgebaut werden, um die monatlichen Fixkosten zu minimieren. Auch sollten Sie bei unerwarteten Ausgaben auf einen Notgroschen zurückgreifen können; im Allgemeinen wird eine Höhe von zirka drei Monatsgehältern empfohlen.
Die Sache mit der Rentenlücke
Gemeinhin werden die benötigten Mittel für laufende Kosten im Ruhestand etwas geringer angesetzt und grob auf 80 Prozent des letzten Nettoeinkommens geschätzt. Die gesetzliche Rente allein aber wird für viele Menschen dennoch kaum ausreichend sein, um den Lebensunterhalt zu bestreiten. Das derzeitige Rentenniveau – die Relation zwischen der Standardrente für Versicherte nach 45 Beitragsjahren und dem ermittelten Durchschnittseinkommen von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer – liegt bei rund 48 Prozent, Tendenz fallend. Das bedeutet, dass die gesetzliche Rente im Schnitt weniger als die Hälfte des letzten Nettoeinkommens beträgt.
Eine zusätzliche Altersvorsorge ist darum so wichtig, um die entstehende Rentenlücke zu schließen. Als Rentenlücke bezeichnet man die Differenz zwischen dem Rentenbezug und dem Einkommensbedarf zum Erhalt des bisherigen Lebensstandards. Wenn Sie im Job monatlich 3.000 Euro netto zur Verfügung hatten, liegt Ihr Geldbedarf im Ruhestand, ausgegangen von 80 Prozent, bei 2.400 Euro – beträgt die gesetzliche Rente monatlich 1.300 Euro, ergibt dies eine Rentenlücke von 1.100 Euro.
Durch die Berechnung der Versorgungslücke und damit auch Ihres Sparziels können Sie einen individuellen Sparplan erstellen und bis zum Renteneintritt beispielsweise von Zinsen und Renditen zu profitieren.